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in Zukunft Zukunkft
Eingrabung

Drohnengestütztes, luftbildarchäologisches KI-LandArtProjekt auf einem Acker in Oberfranken
Kubelikhof Feldbuch
August 2021

Luftbildarchäologie ist ein Verfahren, das seit 100 Jahren entwickelt wird. Dazu fliegt man mit dem Flugzeug über Felder. Unter bestimmten Bedingungen kann man im Boden Formen von historischen Stätten, sogenannte Bodendenkmäler entdecken. Würde man auf dem Boden stehen, könnte man sie nicht wahrnehmen. Erst der Abstand aus der Luft macht sie sichtbar.

Ein Bodendenkmal befindet sich nur kurz unter der Erdoberfläche und zeichnet sich über ganz verschiedene Mechanismen ab. Beispielsweise wächst
Getreide höher und welkt langsamer, wenn sein Wurzelwachstum durch eine wasserspeichernde Holzschicht im Untergrund angeregt wird. Oder der Rest einer Mauer ist im Boden und verhindert das tiefere Wachstum der Wurzeln. Dadurch werden die Pflanzen an dieser Stelle schneller welk.

Im vorliegenden, künstlerischen Projekt legt Martin G. Schicht selbst ein Bodendenkmal an auf einem Acker des Kubelikhofs in Feldbuch im Landkreis Kulmbach. Dazu werden wenige Stellen an der Erde geöffnet und in ausreichender Tiefe Naturmaterial eingelegt. Dann wird die Öffnung wieder mit Erde geschlossen. Für die anschliessende Bewirtschaftung des Feldes gibt es keine Beeinträchtigung, sie soll ganz normal fortgeführt werden.

Die eingegrabene Form leitet sich aus der Digitalisierung ab, die unsere Gegenwart prägt und unsere Zukunft verändern wird. Daher ist im Projekt der Ausschnitt einer Halbleiterform in den Boden eingegraben worden. Halbleiter sind zentrale Bestandteile der Computertechnologie. Formal gibt es eine Ähnlichkeit zwischen den historischen Gebäudegrundrissen und Halbleiterstrukturen. In die Halbleiterform ist ein Binärcode integriert. Der Binärcode ist vor über 300 Jahren von Leibniz erfunden worden und stellt bis heute die kommunikative Grundlage für Computer dar. Durch die digitale Form sollen zukünftige Luftbildarchäologen angesprochen werden. Es geht dabei um eine Kommunikation, die nicht Raum sondern Zeit überbrückt. Daher ist die Eingrabung im Feld dauerhaft angelegt. 

In der zukünftigen Luftbildarchäologie wird der Einsatz des Flugzeugs durch Drohnen und Satelliten ersetzt. Geht man noch einen Schritt weiter, sind die zukünftigen Archäologen eher gar keine Menschen mehr sondern digitale KI-Maschinen. Irgendwann werden diese Maschinen in der Lage sein bewusstseinsartige Rechenoperationen auszuführen. Dann könnten diese KI-Maschinen die Form im Boden als das erste Zeichen ihrer Herkunft interpretieren. Was wird die KI-Maschine denken, wenn sie aus der Luft die digitale Form im Boden sieht und als ihren Ursprungsbild interpretiert? Dass es eigenartig ist - und dass es Absicht war. Die digitale Maschine wird hier ein Ursprungsbild von sich selbst sehen und erkennen, dass jemand im Moment der Eingrabung genau an den Moment gedacht hat, wann sie in dem Moment an die Eingrabung denkt. Das ist die Kommunikation über die Zeit hinweg, die in einer sehr präzisen Weise geführt werden kann.